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Hanna Meißner: Jenseits des autonomen (menschlichen) Subjekts?

Immer wieder interessante Podcasts und Ankündigungen für Veranstaltungen finden sich auf der Webseite der AG Queer Studies aus Hamburg.

Im neuesten Podcast, der einen Vortrag von Hanna Meißner wiedergibt, wird versucht jenseits des Subjekts zu denken, oder überhaupt zu reflektieren, wie ein solches Jenseits zu denken wäre. Dabei wird auf Marx, Foucault und Butler zurückgegriffen. Der Vortrag verlangt dabei einiges an Vorwissen und ist vielleicht nicht unbedingt als Einstieg in das Schwierige Gebiet der Subjekttheorien zu empfehlen, ist aber ein spannender Beitrag zu einer stets aktuellen und wichtigen Debatte.

Einleitung zu dem Vortrag:

Subjektkritik ist ein wichtiges Moment queerer Theorien, die damit das Vermächtnis der sich durch das 20. Jahrhundert ziehenden Krise des autonomen, vernunftbegabten Subjekts aufnehmen. Was bedeutet aber eine solche Subjektkritik? Zielt sie darauf, dass es ein autonomes Subjekt nie gegeben hat? Oder geht es darum, dass sich die gesellschaftlichen Verhältnisse so verändert haben, dass es nun (in der ‚Postmoderne’) kein autonomes Subjekt mehr gibt? Und welche Konsequenzen hat die fundamentale Infragestellung des autonomen Subjekts für (queere) Politik? Wie lassen sich Kritik- und Handlungsfähigkeit, wie lässt sich Verantwortung denken, ohne dass ein vorgängiges, intentionales Subjekt vorausgesetzt wird? Um diese Fragenkomplexe anzugehen, scheint es mir sinnvoll, Judith Butlers Hinweis aufzunehmen, dass etwas (fundamental) in Frage zu stellen nicht heißen muss, es als Irrtum oder als unwirklich zu verwerfen: Das (autonome) Subjekt ist zugleich phantasmatische Gestalt und wirkmächtige Realität. Anhand der Arbeiten von Butler, Foucault und Marx skizziere ich zunächst Bedingungen einer historischen Konstellation, in der Autonomie (als Verleugnung fundamentaler Abhängigkeiten) eine Bedingung subjektiver Handlungsfähigkeit darstellt. Dann gehe ich darauf ein, inwiefern eine Kritik, die an der Gewaltsamkeit dieser Verleugnung ansetzt, eine immanente Kritik ist; eine Kritik, die konstitutiv in den Bedingungen verhaftet ist, gegen die sie sich richtet. Gayatri Spivak und Donna Haraway aufgreifend ließe sich sagen, dass das autonome (menschliche) Subjekt etwas ist, was ‚wir’ nicht nicht begehren können – und dennoch kritisieren müssen.

 

Download der MP3 (23 MB 47 Minuten)